Angebot für alle Generationen Wohnberatung MV: Dank kleiner Maßnahmen lange in den eigenen vier Wänden leben

Dass ihre Wohnung nicht barrierefrei ist, merken die meisten Menschen erst, wenn sie krank bzw. pflegebedürftig werden – und dann drängt die Zeit. Die neue Landesfachstelle Wohnberatung will frühzeitig für das Thema sensibilisieren.

Eine breite Eingangstür ohne Schwelle, aber mit einem automatischen Öffnungsmechanismus – davon profitieren nicht nur Senioren, die auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen sind. „Auch die Mutti mit Kinderwagen oder der Familienvater, der mehrere Getränkekästen oder den ganzen Wochenendeinkauf ins Haus bugsieren muss, wird sich darüber freuen“, ist Jana Gramenz überzeugt. Sie gehört zum Team der Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung MV, die am Donnerstag erstmals ihre Arbeit vorstellte – und die Mecklenburger und Vorpommern frühzeitig für das Thema Barrierefreiheit sensibilisieren möchte. Denn zu Hause alt zu werden – das ist nicht nur der Wunsch der meisten Menschen. Da es an alternativen Angeboten und nicht zuletzt an Pflegeheimplätzen mangelt, ist es zugleich auch eine schiere Notwendigkeit. Dennoch schieben es viele immer weiter vor sich her, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen – bis es zu spät ist. „Ich bin selbst Arzt und Geriater und erlebe täglich die Not von Menschen, die zu Hause nicht mehr zurechtkommen“, erzählt Projektleiter Prof. Maximilian König, der an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D – Geriatrie der Universitätsmedizin Greifswald arbeitet. Seiner Meinung nach hat die Wohnsituation einen messbaren Einfluss auf das gesunde Altern und darauf, wann und in welchem Maße ein Mensch gebrechlich wird. Durch die wissenschaftliche Begleitung der Landesfachstelle soll diese Annahme nun belegt werden.

Wie groß der Handlungsbedarf ist, habe bereits 2014 ein Zwischenbericht der damaligen Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ ergeben, so Prof. König. Danach wurden seinerzeit nicht einmal sechs Prozent aller Seniorenwohnungen als weitgehend barrierefrei angesehen – und allzu viel dürfte sich seither nicht getan haben. „Wenn die meisten älteren Menschen in ihren angestammten Wohnungen bleiben möchten, muss der Schwerpunkt bei der Wohnraumanpassung auf Modernisierung und Umbau bestehender Bausubstanz liegen. Häufig können schon kleine Maßnahmen zur Barrierereduzierung kostengünstig und schnell Abhilfe schaffen“, konstatierte die Enquete-Kommission bereits vor zehn Jahren.

Spürbare Effekte schon bei kleinen Maßnahmen

Kleine Maßnahmen – große Wirkung: So stehe es auch im Programm der Landesfachberatungsstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung, betont Prof. König. Handläufe, Rampen, einfache Möbelerhöhungen, aber auch mit Bewegungsmeldern gekoppelte Flurlampen oder digitale Steuerungselemente für die verschiedensten Geräte müssten nicht viel kosten, hätten aber spürbare Effekte – und zwar auch schon für jüngere Menschen. „Heute erhöht eine Maßnahme wie zum Beispiel eine bodengleiche Dusche den Komfort – morgen kann eine barrierefreie Wohnung Grundlage bzw. Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter oder aber auch eine Erleichterung bei der Pflege sein“, betont Sandra Ufa-Hintzpeter, die ab sofort als Wohnberaterin für Schwerin und die angrenzenden Landkreise zuständig ist.

Zu ihren Aufgaben gehört zum einen die Beratung von Interessierten – per Telefon, in der Beratungsstelle, aber auch bei Hausbesuchen –, andererseits wird sie, wie auch ihre Wolgaster Kollegin Jana Gramenz, als Netzwerkerin unterwegs sein. Denn mehr als je eine Beratungsstelle im Osten und im Westen des Landes zu unterhalten, gebe das vom Land gespeiste Budget nicht her, so König. Daher setze die Landesfachstelle zum einen darauf, Ehrenamtliche für die Wohnberatungsarbeit zu schulen. Zum anderen werde das Team sich aber auch an Wohnungsbauunternehmen, Architekten und Vermieter wenden und sie für Barrierefreiheit und digitale Unterstützungssysteme zu sensibilisieren.

Die neu eröffnete Wohnberatungsstelle im Ärztehaus in Lankow richtet sich mit ihrem kostenfreien Angebot an Menschen in allen Lebenslagen. Fragen rund ums Thema barrierefreies Wohnen werden bearbeitet, damit vor allem im Alter ein selbstbestimmtes Leben möglich ist. Das Projekt unter der wissenschaftlichen Leitung der Universitätsmedizin Greifswald wird aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern realisiert.

Mehr unter: www.facebook.com/100063674705018/videos/298042873307192

 

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